Heute wird es um ein paar Gedanken zum Thema Mitgefühl gehen. Als erstes einmal ganz naiv fragen: Was ist eigentlich Mitgefühl? Ist Mitgefühl die natürlichste Sache von Welt? Ist es angeboren? Hat jemand, der mitfühlend ist, das immer oder kann er das ein- und ausschalten? Wenden wir uns vorab in die andere Richtung und gucken wir zur Gegenseite. Das Gegenteil von Mitgefühl sind fehlendes Mitgefühl, Rücksichtslosigkeit, Unberührbarkeit und Unbarmherzigkeit.
Mitgefühl zu haben und mitfühlend zu sein, beruht auf einer Verbindung. Diese Verbindung oder Verbundenheit betrifft sowohl das Verbundensein mit sich SELBST im eigenen Innern als auch die Verbindung von einem Menschen zum anderen. Wenn ich verbunden bin oder mich verbunden fühle, bin ich bereit, die Perspektive zu wechseln und mich einzufühlen. Dann ist es möglich, eine Situation aus der Sicht des andern zu sehen, wirklich zuzuhören und empathisch zu sein. Es ist ähnlich wie beim Telefonieren. Früher hatte ein Telefon ja noch ein sichtbares Kabel. Heute sind die Verbindungen unsichtbar. Doch nur wenn so eine Verbindung – sichtbar oder unsichtbar – besteht, können die Daten übertragen werden. Das Mitgefühl, das auf Verbundensein basiert, macht möglich, sich so wie ein anderer zu fühlen und Anteil zu nehmen.
In der Großhirnrinde befinden sich die sogenannten Spiegelneuronen. Wenn wir uns in andere einfühlen und empathisch sind, werden diese Zellen aktiv. Spiegelneuronen spielen auch beim Lernen von Sprache oder Verhalten eine große Rolle. Wenn wir etwas nachahmen und von Vorbildern lernen wollen, braucht es diese Verbindung.
Sollte Ihnen z.B. auf der Straße ein Vertreter der Head-Down-Generation begegnen – von ihnen sind ja immer mehr unterwegs – können Sie davon ausgehen, dass er wenig Mitgefühl mit der aktuellen Situation oder dem, was gerade jetzt passiert, haben wird. Ein ins Smartphone versunkener Mensch, ist dort, wo er sich körperlich aufhält, mental und mit seiner Wahrnehmung gar nicht präsent. Für mich sind wir alle miteinander verbunden, nur erfordert das Aktivieren dieser Verbindung Aufmerksamkeit. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wer abgelenkt, mental abwesend oder unaufmerksam ist, will und kann sich nicht einfühlen oder empathisch reagieren: Weder sich SELBST noch anderen gegenüber.
Damit sich andere in uns einfühlen können, braucht es zum einen eine aktive Verbindung und zum anderen ist ein offener Umgang mit den eigenen Gefühlen hilfreich. Es sei denn, Sie haben es mit einer hellsichtigen oder hellfühligen Person zu tun, was ja nicht so häufig vorkommt. Wer seine Gefühle für falsch oder unannehmbar hält, wird sie nur sehr vorsichtig preisgeben oder möglicherweise ganz verbergen. Das führt dann zwangsläufiger weise dazu, von anderen weniger verstanden zu werden und weniger Mitgefühl zu erfahren.
Ich gehe davon aus, dass es das natürlichste überhaupt ist, mitfühlend zu sein. Da wir als lebende Wesen alle miteinandner verbunden und eins sind, muss fehlendes Mitgefühl auf Verletzungen beruhen und mit ungeheilten Schmerzen zu tun haben.
Schauen wir zum Abschluss noch zu unseren Vorfahren und zu dem, was sie uns zum Thema Mitgefühl hinterlassen haben.
„Mitleid ist die wahre Grundlage des Charakters.“ (Anatole France 1844-1924)
„Teilnahme ist der goldene Schlüssel, der die Herzen anderer öffnet. (Samuel Smiles 1812-1904)
„Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden. (Carl Spitteler 1845-1945)
Früher wurde sprachlich weniger differenziert zwischen Mitleid und Mitgefühl. Für mich liegt der Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid darin, dass ich mich, wenn ich mitfühlen bin, in andere einfühlen und konstruktiv reagieren kann. Mitleid kommt für mich von oben herab und hat mit hilflosem Leiden zu tun. Wer mitleidet, macht die Probleme anderer zu seinen eigenen und hat seine gesunde Abgrenzung verloren.
Ich wünsche Ihnen einen glücklichen Tag –
mit herzlichen Grüßen
Ihre Regine Göttert
Abonnieren Sie den Blog, wenn es Ihnen hier gefällt.
Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.
Ich freue mich, wenn Sie den Blogartikel an Ihre Freunde und Bekannten weitergeben:
Es gibt nichts Gutes, außer Du tust es!