Kürzlich hatte ich in einem schönen Augenblick ein sehr interessantes Gespräch mit einem jungen Mann, den ich einmal als ‚Digital Native‘ beschreiben möchte. Er ist also jemand, der mit „digitalen Technologien aufgewachsen und in ihrer Benutzung geübt ist“. Dieser junge Mann zeigte mir ganz begeisterst seine neue App, die ihm dabei helfen soll, kürzer und seltener auf seine iPhone zu gucken. Es ist ein App, die Bäume pflanzt.
Falls Du jetzt ähnliche Verständnisschwierigkeiten wie ich hast, würde mich das trösten. Auch mein Nachfragen, was das bedeute, brachte auf meiner Seite nicht mehr Verstehen, weil wir eine völlig unterschiedliche Sprache sprachen. Mir wurde in dem Moment schlagartig bewusst, wie sehr die intensive Beschäftigung mit Computern und Smartphones das Denken und auch das Gehirn verändern.
Nach meinem Verständnis erzeugt ein Kastanienbaum seine Nachkommen analog ganz ohne App. Er bildet hunderte von Kastanien, aus denen in der Erde im Frühjahr viele kleine Sprößlinge wachsen, die mit genügend Platz wunderschöne Bäume werden. Was mich in dieser Unterhaltung so erstaunt hat, war die Verbindung von digitaler und analoger Wirklichkeit. Für mich sind das getrennte, völlig verschiedene Welten und für digital Native ist es vorstellbar, dass eine App Bäume pflanzt, wenn ich das richtig verstanden habe. Die Idee, dass ein Baum sterben könnte, wenn er zu häufig auf sein Display guckt, erzeugt beim iPhone-User genügend Mitgefühl, um seltener aufs Display zu schauen.
Wohin geht Deine Aufmerksamkeit?
Warum erzähle ich Euch das? In etlichen Gesprächen, die ich in letzter Zeit führe, ist die zunehmende Digitalisierung und Entfremdung der Menschen untereinander mehr und mehr Thema. Viele beobachten besorgt, dass sich die Menschen in der Öffentlich immer weniger mit der analgen Wirklichkeit oder miteinander befassen, sondern viel lieber mit ihren Computern. Im gegenwärtigen Moment sind sie dann nicht präsent und als seelische Wesen gar nicht anwesend. Die deutsche Sprache bringt es auf den Punkt: Das Wesen kann anWESEND sein.
Was kannst Du tun?
Was kannst Du tun, um der fortschreitenden Digitalisierung unserer Welt entgegenzuwirken?
Möchtest Du die Veränderung sein, die Du erleben willst?
Nur wenn Du und ich uns verändern, wird sich diese oben beschriebene Entwicklung verändern können. Deshalb kommen wir nun zum Augenblick und den Augen, die ja gern das „Fenster zur Seele“ genannt werden. Über Deine Augen und den Augenblick, das direkte Schauen in Augen, kannst Du Seelenkontakt herstellen. Denn das ist ja die Frage:
Was passiert mit der Seele durch die fortschreitende Digitalisierung? Verflüchtigt Sie sich noch mehr?
In unserem Gesellschaftssystem wird bereits viel mehr von Künstlicher Intelligenz kontrolliert und entschieden, als uns bewusst ist. Das Problem dieser möglicherweise sehr intelligenten Entscheidungen ist das Fehlen vom Gefühl.
Seelenkontakt im Augenblick
In den Augenblicken, wenn sich Augenpaare für einen Moment begegnen, ist Zeit für die Seelen. In diesem zeitlosen Raum öffnen wir uns auf tiefer Ebene und tauschen Informationen auf allen Ebenen – auch auf Seelenebene – aus. Wenn Du Deinem Gegenüber in Ruhe in die Augen schaust und das bewusst erlebst, kommt Du in einen echten menschlichen Kontakt. Dieser Kontakt ist erlebte Nähe, die Dich verbindet und nährt. Nach dieser Seelennahrung sehnen sich so viele, die sich isoliert und orientierungslos erleben.
Schau zuerst Dir in die Augen
Zum Üben und vertraut werden mit dem Augenkontakt kannst Du zuerst Dir selbst in die Augen schauen. Keine Frage: Es braucht viel Mut, mit Dir oder jedem, dem Du begegnest, einen echten Kontakt zu machen und tief in die Augen zu schauen. Dabei ist es auch sinnvoll, mit kleinen Schritten zu beginnen und nicht zu viel von sich zu verlangen.
Übung zum Augenkontakt
Nimm Dir einen Handspiegel oder stelle Dich vor einen großen Ganzkörperspiegel. Es sollte hell sein und möglich, Dir direkt in Deine Augen zu schauen, wenn Du geradeaus schaust, ohne nach oben oder nach unten zu blicken. Nun nimmst Du Dir etwas Zeit. Eine Minute sollte es mindestens sein oder etwas mehr. Du guckst offen in Deine Augen und lässt am besten jegliche Erwartung, Absicht oder Meinung los. Trau Dich, Deinem Blick stand zu halten. Zuerst schaue ganz entspannt und danach probiere aus, was sich verändert, wenn Du Dich anlächelst.
Echte Augenblicke herstellen
Um wieder ganz analog – im Gegensatz zur digitalen Welt – mehr Menschen oder Tieren in die Augen zu schauen, kannst Du aktiv und bewusst – also absichtlich – Gelegenheiten erzeugen. Wenn Du in vertrauten Alltagssituationen nicht, wie erwartet, funktionierst, provozierst Du diesen entscheidenden Moment der Aufmerksamkeit. Z.B. war ich gestern beim Bäcker, um Kuchen zu kaufen. Als der Zeitpunkt, zu bezahlen, kam, habe ich das nicht sofort gemacht, sondern etwas inne gehalten. Da hat mir die Bäckereiverkäuferin in die Augen geschaut. Ich konnte ihr in diesem Moment erzählen, dass ich mich mit dem Kuchen für einen Zahnarztbesuch belohne. „Ja“, meinte sie, „unbedingt“ und strahlte mich aus türkisblauen Augen an. Da war er: Dieser Augenblick der Begegnung und Nähe. Ein zeitloser Moment von Mensch zu Mensch in Freude, Frieden und Verbundenheit.
In diesem Sinn wünsche ich Dir viele schöne Seelenbegegnungen mit Dir und anderen –
mit herzlichen Grüßen
Eure Regine Göttert
Praxis für Psychotherapie & Coaching, 50935 Köln-Lindenthal, Tel.: 0221-465929, www.regine-goettert.de, kontakt@regine-goettert.de
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Coaching/Spiritualität.